Samoa steht für viele Menschen wie manche andere Insel im pazifischen Ozean als Trauminsel der „Südsee“. Die Kultur auf Samoa ist dem Bereich Polynesiens zuzuordnen, doch von 1900 bis 1914 war Samoa deutsche Kolonie. Das prägt den Inselstaat bis heute. Ob die Polizeikapelle an jedem Tag der Woche pünktlich im Gleichschritt durch die Hauptstadt Apia zum Parlamentsgebäude marschiert oder ob man sich an der Theke ein „Vailima“, das streng nach dem deutschen Reinheitsgebot gebraute Bier, dem einzigen in Samoa, bestellt, die Vergangenheit ist spürbar. Deutsche Nachnamen findet man bis heute im Telefonbuch und die Währung Samoas ist der Tala.
Es scheint, als ob man gegenüber Deutschen Respekt hat, denn viele der von ihnen zwischen 1900 und 1914 gebauten Gebäude wie das frühere Krankenhaus oder die ehemalige deutsche Schule stehen bis heute. Ob man dem Honorarkonsul allerdings bedingungslos zustimmen möchte, der sagt, dass Samoa ein „Glücksfall in der deutschen Kolonialgeschichte“ sei, ist zumindest eine Diskussion und unserer Meinung nach ein Seminar wert.
Zu den wenigen Gütern, die die deutsche „Handels- und Plantagen-Gesellschaft“ auf der Insel gewinnen konnte, gehörte Kopra, ein Grundstoff für die Seifenherstellung, der aus Kokosnüssen gewonnen wurde. Dass die Deutschen die Samoaner aber auch fast wie Sklaven auf den Kokosplantagen schuften ließen – das hat man vergessen. Wie ist dann das Bild Samoas als „Paradies“ entstanden und was ist dran am Mythos vom guten Kolonialstaat? Das wollen wir in diesem zweitägigen Seminar historisch, literarisch und mit aktuellen Bezügen betrachten.
Dieses Seminar präsentiert diverse (selbst-)kritische Perspektiven zur Beschäftigung mit dem deutschen Kolonialismus in der Gegenwart und der Herausforderung, sich mit diesem auch mit unserem Alltag verwobenen Kapitel zu befassen.