Radikale Zärtlichkeit als Ansatz für kritischen Aktivismus und transformative Bildung

Präsenz-Seminar
für Multiplikator*innen im Bereich Globales Lernen, Bildung für nachhaltige Entwicklung und transformative Bildung

Die gegenwärtigen multiplen Krisen spiegeln auch eine kulturelle Sinnkrise wider, in der vielfach die Verbindung zu sich selbst, zu anderen Menschen und zum größeren System Erde verloren gegangen ist. Personen, die sich für soziale und ökologische globale Gerechtigkeit engagieren, erleben zunehmend Erschöpfung, während gesellschaftliche Spaltungen in Fragen des Wandels zunehmen.

Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, ob radikale Gesellschaftskritik mit einer Haltung bedingungsloser Menschenliebe vereinbar ist, um neue Verbindungen herzustellen und gemeinsame Wege aus der Krise zu entwickeln.

„Radikale Zärtlichkeit heißt, unsere Herzen zu kollektivieren, damit sie auf- und nicht auseinanderbrechen“, schreibt Dani d’Emilia im Radical Tenderness Manifesto.

Radikale Zärtlichkeit steht dabei für Konzepte, die in verschiedenen dekolonialen Bewegungen weltweit als Gegenentwürfe zu kolonialen Politiken der Gewalt, Verdrängung und Spaltung praktiziert werden.

Als Ethik der Verbundenheit stärkt Radikale Zärtlichkeit das Bewusstsein für die Verstrickung in moderne Gewaltstrukturen ebenso wie für die Zugehörigkeit zum größeren System Erde, dessen Erhalt im Mittelpunkt steht.

Als Gerechtigkeitsprinzip bezeichnet sie eine politische Praxis der Heilung, die kollektive Traumata thematisiert.

Als radikaler Transformationsansatz verbindet sie eine Form der palliativen Sorge für ein schädliches, im Niedergang befindliches System mit der Unterstützung der Entstehung neuer gesellschaftlicher Formen.

Als pädagogischer Ansatz eröffnet sie Räume für Unsicherheit, Emotionalität, Körperlichkeit und undogmatische Spiritualität.

Das Seminar nähert sich Radikaler Zärtlichkeit auf persönlicher und politischer Ebene sowie in theoretischer und insbesondere praktischer Hinsicht. Mithilfe natur-, beziehungs- und körperorientierter Methoden entsteht ein Erfahrungs- und Begegnungsraum, in dem unterschiedliche Zugänge Radikaler Zärtlichkeit erprobt und reflektiert werden.

Im Austausch werden Möglichkeiten ausgelotet, Radikale Zärtlichkeit in Bildungsarbeit, gesellschaftlichem Engagement, Organisationskulturen und zwischenmenschlichen Beziehungen umzusetzen.

Das als weiblich/BIPOC und männlich/weiß positionierte Trainer*innenteam gestaltet einen „brave space“ für Menschen mit unterschiedlichen gesellschaftlichen Hintergründen, in dem vielfältige Perspektiven und Erfahrungen mit Offenheit und Achtsamkeit miteinander verwoben werden.

Das Seminar findet in deutscher Lautsprache statt.

Referent*innen:
Carina Flores (Cross-disziplinäre Trainerin und Organisationsberaterin für antirassistische, feministische und dekoloniale Ansätze)
Timo Holthoff (Bildner und Organisationsberater für transformative Bildung und radikalen Wandel, www.welt-beziehung-bilden.org)