Seit dem Beginn der chinesischen Öffnungs- und Reformpolitik in den Späten 1970er Jahren waren die Beziehungen zwischen Europa und dem Reich der Mitte von zunehmendem Handel, wachsender wirtschaftlicher Verflechtung und wohlwollender politischer Annäherung geprägt. Während diese Kooperation über Jahrzehnte zum Wohlstandswachstum in West und Ost beitrug, ist China heute im Begriff sich von seiner Rolle als „Werkbank der Welt“ zu emanzipieren. Immer häufiger treten chinesische Unternehmen als gleichwertige Konkurrenten europäischer Hersteller auf. Die angespannte geopolitische Lage um Taiwan, der zunehmende Einfluss auf kritische Infrastrukturen in Europa und die wachsende technologische Rivalität mit den USA belasten die Beziehungen zu China. Die EU steht daher vor der Herausforderung, ihre wirtschaftlichen und geopolitischen Interessen gegeneinander abzuwägen. In ihrer „China-Strategie“ von 2019 bezeichnet die EU China zugleich als „Partner“, „Wettbewerber“ und „systemischen Rivalen“.
Zum Umgang mit der aufstrebenden Macht im Osten gibt es auch innerhalb der Europäischen Union verschiedene Meinungen. Einige Mitgliedstaaten streben engere Beziehungen zu China an, während andere eine härtere Linie fordern, insbesondere angesichts der Menschenrechtssituation in China oder der strategischen Interessen der EU in Asien. Wie soll die EU mit einem zunehmend selbstbewussten und entschlossenen China umgehen? Welche Rolle kann die EU als Vermittler und globaler Akteur in Zeiten globaler Machtverschiebungen spielen?
Im Rahmen des politischen Studienseminars in Brüssel beleuchten die Teilnehmenden die vielfältigen Dimensionen der EU-China-Beziehungen und diskutieren Perspektiven für die künftige Zusammenarbeit. Dabei führen sie Gespräche mit Vertreter*innen von EU-Institutionen, politischen Think-Tanks und Expert*innen für internationale Beziehungen.
Die Seminarsprache ist Deutsch. Gespräche finden auf Deutsch und Englisch statt.