Weltweit sind zahlreiche Ökosysteme gestört oder bereits vernichtet, geschätzte 100.000 Pflanzenarten sind vom Aussterben bedroht und der Sortenschwund bei Nutzpflanzen pendelt sich bei 75 % ein. Kein Wunder also, dass der Verlust pflanzlicher Biodiversität eines der Schlüsselthemen der Nachhaltigkeitsdiskussion ist. Einer Bildung rund um die Bedeutung pflanzlicher Vielfalt und ihren Erhalt weltweit kommt entsprechend hohe Bedeutung zu.
Botanische Gärten im gesamten Bundesgebiet bieten Veranstaltungen im Sinne des Globalen Lernens an. Sie sprechen Kindergartenkinder ebenso an wie z. B. Schulklassen aller Altersgruppen, Geflüchtete, Studierende, Multiplikator/-innen oder Senior/-innengruppen. Hierbei spielt der Bezug der (Nutz-)Pflanzen zum Alltag der Gäste eine große Rolle. Sie erleben Pflanzenvielfalt im Freiland und unter Glas, befassen sich mit Ökosystemen vom Trockenrasen bis zum tropischen Regenwald, mit Blütenökologie ebenso wie mit nachwachsenden Rohstoffen oder dem Themenfeld Ernährung.
Die Dauer der Gruppenangebote reicht von mehrstündigen Angeboten wie Tageskursen bis hin zu mehrtägigen Ferienprogrammen oder Klassenfahrten und regelmäßigen Jahreskursen. Die Gärten arbeiten in Methodenvielfalt, dazu gehören Rallyes, Stationenlernen, Workshops, naturpädagogische Angebote und vieles mehr. Dabei spielt die Authentizität der Lernumgebung eine zentrale Rolle, um neben kognitiven auch affektive Lernziele zu verfolgen und somit eine Brücke zwischen Erkennen, Bewerten und Handeln zu schlagen.
Exemplarische Pflanzen finden sich in den Botanischen Gärten viele: Ölpalmen, welche als Monokultur zur Abholzung der Regenwälder beitragen und als Palmöl in der Nusscreme wieder auftauchen, Kakaobäume, die in den Anbauländern auch in Kinderarbeit bewirtschaftet werden oder Baumwolle, deren Verarbeitungskette vielfältige Auswirkungen auf Ökosysteme und Menschen hat. Die Liste kann beliebig fortgesetzt werden.
In diesem Sinne zeigen die Angebote der Gärten die globalen ökonomischen, sozialen und politischen Zusammenhänge des individuellen Alltagsverhaltens mit pflanzlicher Vielfalt auf. Konkrete Handlungsoptionen werden erarbeitet und die Bewertungs- und Gestaltungskompetenz der Lernenden gefördert. Das konkrete Angebot finden Interessierte auf den Webseiten des Botanischen Gartens vor Ort.
Unter dem Titel "Querblicke – Biodiversitätsbildung in Botanischen Gärten zwischen Biologie, Politik und Ethik" veröffentlicht die AG Pädagogik eine Reihe von Praxishandreichungen.