Mit den 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung hat sich die Welt ein komplexes und ehrgeiziges Programm auferlegt. Um Länder zu unterstützen, diese Ziele auch wirklich bis 2030 zu erreichen, hat die OECD eine einzigartige Methode entwickelt, um deren jeweilige Fortschritte miteinander zu vergleichen. „Measuring Distance to the SDG Targets 2019“ bewertet, inwieweit die einzelnen OECD-Länder noch von der Zielerreichung entfernt sind und stellt deren individuelle Stärken und Schwächen heraus. Sie basiert auf der globalen Liste von 244 Indikatoren der Vereinten Nationen.
Die Studie „Measuring Distance to the SDG Targets 2019: An Assessment of Where OECD Countries Stand“ zeigt, dass die meisten OECD-Länder bei grundlegenden Dienstleistungen wie Zugang zu Strom oder mobile Diensten oder bei der Entsorgung von Abwasser und Müll vergleichsweise gut dastehen. Auch die Ziele zu Mütter- und Kindersterblichkeit haben die Länder erreicht, und es gibt Fortschritte bei der Bekämpfung von tödlichen Infektionskrankheiten wie HIV/Aids, Tuberkulose oder Hepatitis B und bei der Reduzierung tödlicher Verkehrsunfälle. Weniger gut sieht es dagegen bei einigen Zielen zur Gleichberechtigung und zum Abbau von Ungleichheit aus. In einigen OECD-Ländern gibt es hier sogar einen negativen Trend.
So sank in einer Reihe von Ländern die Beschäftigungsrate. Auch wuchsen Wirtschaft und Produktivität nicht mehr so dynamisch. 14 Prozent der Menschen in den OECD-Ländern leben in Armut und bei etwa einem Viertel der 15-jährigen und der Erwachsenen mangelt es an grundlegenden mathematischen Kompetenzen. In jedem dritten OECD-Land nimmt Fettleibigkeit zu. Und in 13 OECD-Ländern sinkt die Impfrate, was das Risiko von Krankheiten erhöht, die bereits als ausgerottet galten. Zudem nimmt in zwei von drei OECD-Ländern die Zahl der bedrohten Arten zu.
„Die Ziele zur Nachhaltigen Entwicklung und das Ziel der 2030-Agenda, niemanden zurückzulassen, sind unser Versprechen und unsere Verantwortung für zukünftige Generationen. Leider können wir noch längst nicht sagen: Mission erfüllt!“, erklärte OECD-Generalsekretär Angel Gurría bei der Vorstellung des Berichts zum Auftakt des jährlichen OECD-Forums. „Es braucht weitere Anstrengungen und die entwickelten Länder sollten vorangehen, um die Ziele so weit wie möglich zu erfüllen. Dies schulden wir unseren Kindern und unsrem Planeten.“
Der Bericht analysiert den Fortschritt der einzelnen Länder für alle 17 SDGs und die ihnen zugrundeliegenden 169 Vorgaben. Die Studie zeigt auch, dass über die Hälfte der Ziele einen grenzüberschreitenden Effekt hat – wenn also ein Land eines der Ziele erfüllt, hat dies Auswirkungen auf andere, wie etwa beim Klimaschutz.
Deutschland erfüllt derzeit 20 Vorgaben vollständig, Österreich 17 und die Schweiz 26. In vielen Bereichen sind die drei Staaten nah dran, weitere Vorgaben vollständig zu erfüllen. In einem Prozent (Deutschland) bzw. zwei Prozent (Österreich und Schweiz) der Vorgaben sind diese Länder jedoch weit von der Zielmarke entfernt. Das betrifft in allen drei Fällen den Tabakkonsum und im Falle Deutschlands und Österreichs die gesetzlichen Rahmenbedingungen für die Gleichstellung der Geschlechter. Alle drei schneiden bei nachhaltiger Produktionsweise besonders gut ab.