Formale Bildung in Zeiten von Krisen – die Rolle von Nachhaltigkeit in Schule, Ausbildung & Hochschule

Titelseite der Studie. Quelle und Copyright: Freie Universität Berlin

In einer großangelegten Studie ist das Monitoring Team der Freien Universität Berlin der Frage nachgegangen, inwiefern Nachhaltigkeit und BNE in der aktuellen Bildungspraxis angekommen sind. Es wurden sowohl Lehrende als auch Lernende (insgesamt ca. 3.000 Teilnehmende) aus den Bildungsbereichen Schule, Berufliche Bildung und Hochschule nach ihren tagtäglichen Erfahrungen befragt. Hauptziel war es, herauszufinden, wo die formalen Bildungseinrichtungen in Bezug auf die Befähigung aller Lernenden zur Mitgestaltung einer nachhaltigen Zukunft aktuell stehen (SDG 4.7).

Die Ergebnisse zeigen, dass sich weniger als ein Viertel der jungen Menschen durch die formale Bildung in die Lage versetzt fühlen, effektiv zur Lösung von Nachhaltigkeitsproblemen beizutragen. Zudem sind die aktuellen Nachhaltigkeitsbezüge im Unterricht deutlich von dem Umfang entfernt, den sich Lernende und Lehrende wünschen. Eine querschnittliche Integration von BNE findet sich nur äußerst selten.

Insgesamt zeigen sich jedoch auch einzelne positive Entwicklungen wie ein gestiegener Anteil von Nachhaltigkeitsbezügen im Unterricht und eine zunehmende Umsetzung des Konzeptes. Dennoch liegen die stärksten Berührungspunkte mit Nachhaltigkeit außerhalb der formalen Bildung (bei jungen Menschen im Bereich digitaler Medien, bei Lehrkräften im Kreis der Familie). Die Teilnehmenden haben durchschnittlich ein hohes nachhaltigkeitsbezogenes Problembewusstsein. Negative Auswirkungen von Unnachhaltigkeit werden tendenziell nicht nur in globalem Ausmaß erwartet, sondern auch im eigenen Leben.

Demnach kann bei formaler Bildung eine mangelnde Lebensweltrelevanz beanstandet werden: Die Lernenden haben ein großes Interesse am Thema Nachhaltigkeit, antizipieren negative Auswirkungen auf das eigene Leben, und gleichzeitig erlebt die Mehrzahl der Lernenden nicht, dass Schule, Studium oder Ausbildung sie zu wirkungsvollem Mitgestalten einer nachhaltigen Zukunft befähigen. Neben der Beschreibung vielfältiger weiterer Ergebnisse werden Empfehlungen abgeleitet, die für Akteur*innen aus Politik, Verwaltung, Bildungspraxis, Wissenschaft und Zivilgesellschaft nützlich sein können.