„Während im Jahr 2010 noch 388 Personen so viel Reichtum wie die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung besaßen, sind es 2017 nur noch acht Männer“, informiert das I.L.A. Kollektiv in seinem Dossier Auf Kosten anderer. Denn der Reichtum dieser acht (und ein paar mehr) Personen entsteht auf dem Rücken der breiten Masse der Menschen und der Natur, die gleichzeitig als scheinbar unerschöpfliches Ressourcenlager und als Müllhalde für Plastik, CO2 und Giftstoffe verwendet wird.
Der Sozialwissenschaftler Markus Wissen und der Politikwissenschaftler Ulrich Brand nennen dieses ausbeuterische System in ihrem Buch die „imperiale Lebensweise“. Wissen und Brand folgend, möchte die Christliche Initiative Romero (CIR) in dieser Ausgabe der presente einladen, sich nicht auf den eigenen Konsum und nachhaltige Alternativen für Kleidung und Lebensmittel zu konzentrieren, sondern das große Ganze in den Blick zu nehmen. Markus Wissen erklärt, wie durch die globale imperiale Lebensweise die komplette Natur in Wert gesetzt wird und warum dieses Phänomen auch durch eine „Grüne Wirtschaft“ nicht aufgehalten werden kann, wie sich am Beispiel eines Solarparks in Honduras zeigt.
Ulrich Brand sowie Alberto Acosta, der ehemalige ecuadorianische Energieminister und Vertreter des Buen Vivir (Gutes Leben) stellen alternative Konzepte zur imperialen Lebensweise vor. Und am Beispiel der Wasserkraft-Projekte des Colectivo Madre Selva in Guatemala zeigt sich, dass zwei Aspekte dabei ganz wichtig sind: Demokratie und Teilhabe. Das Beispiel aus Guatemala beweist nicht zuletzt, dass ein anderes Wirtschaften und ein Gutes Leben für alle möglich ist – es wird schon gelebt!