Studie „Smart, aber fair": Wie Digitalisierung alle mitnehmen kann

75 Jahre ist es her, dass sich die Vereinten Nationen gründeten, um der Welt Stabilität und Sicherheit zu geben. Eine zentrale Errungenschaft ihrer Arbeit in den vergangenen Jahren ist die Agenda 2030. Mit ihren 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung beschreibt sie einen anspruchsvollen Wandel hin zu einer lebenswerten Zukunft für alle Menschen weltweit.

Seit der Verabschiedung der Agenda im September 2015 begleiten Verbände und Dachorganisationen der Zivilgesellschaft kritisch ihre Umsetzung in, mit und durch Deutschland. Sie kommen aus unterschiedlichen Bereichen der Gesellschaft und haben sich im Netzwerk Agenda 2030 zusammengeschlossen. In  diesem Jahr wird zum ersten Mal der machbar-Bericht herausgegeben. Gerade weil die Ziele einer nachhaltigen Entwicklung von ihrer Umsetzung größtenteils noch weit entfernt sind, wird hier aus unterschiedlichen Perspektiven aufgezeigt, wie nachhaltiges Wirtschaften und Leben realisiert werden kann.

Inhaltlicher Schwerpunkt des vorliegenden Berichtes ist das Thema Digitalisierung. Die Digitalisierung bietet vielfältige Chancen für die Verwirklichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung. Sie ermöglicht Zugang zu Informationen, weltumspannende Kommunikation und Zusammenarbeit, kann politische Transparenz erhöhen und mehr Effizienz in Arbeits- und Produktionsprozesse bringen. Zugleich treten aber auch die Risiken der Digitalisierung immer  deutlicher zutage. Schon jetzt trägt sie dazu bei, bestehende Ungleichheiten zu verschärfen – etwa zwischen dem Globalen Norden und Süden, den Geschlechtern oder den Generationen. 

Digitale Tools können zur Kontrolle oder Manipulation von Gesellschaften missbraucht werden, sowohl von Staaten als auch von Konzernen. Zudem führt sie zu einem massiven Verbrauch von Rohstoffen und Energie. Wir brauchen mehr Kontrolle und politische Gestaltung von digitalen Entwicklungen. Dabei müssen die Ziele für nachhaltige Entwicklung und die Menschenrechte als Grundlage dienen. Nur durch eine klare Verbindung zu den Werten, Normen und konkreten politischen Handlungsfeldern, die hier verankert sind, kann die Digitalisierung für einen smarten und fairen Wandel der Gesellschaft genutzt werden.

Die COVID-19-Pandemie hat die Digitalisierung zusätzlich beschleunigt. Binnen weniger Tage verlagerten Millionen Menschen ihre beruflichen Interaktionen fast vollständig in die virtuelle Welt. Beschäftigte, denen das nicht möglich war, blieben der Infektionsgefahr hingegen ausgesetzt oder verloren gar ihren Arbeitsplatz. Die digitale Arbeitswelt hat in der Krise Chancen geschaffen und zugleich soziale Ungleichheit produziert. Wie in einem Brennglas zeigt sich damit auch die Ambivalenz der Digitalisierung. 

Mit dem vorliegenden Bericht soll die Diskussion über nachhaltige Digitalisierung bereichert und auf dringenden Handlungsbedarf der Politik aufmerksam gemacht werden. Dafür wurden verschiedene Autorinnen und Autoren eingeladen, aus ihren jeweiligen Perspektiven den Zusammenhang zwischen Nachhaltigkeit und Digitalisierung näher zu beleuchten. Zudem werden Praxisbeispiele zivilgesellschaftlicher Initiativen vorgestellt, bei denen digitale Tools  erfolgreich eingesetzt werden.