Unterschiedlichen Berichten zufolge lebt auch im Jahr des 75. Jubiläums der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte (1948) ein beträchtlicher Teil der Menschheit in durch soziale Ungerechtigkeit und politische Ungleichheit gekennzeichneten Verhältnissen. Gleichzeitig zeigt der „Global Protest Tracker“ der Carnegie Stiftung für Internationalen Frieden, dass mehr als 132 Länder (von insgesamt über 190) erhebliche Proteste seit 2017 erlebt haben.
Die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie und weiterer, sich überschneidender Krisen, wie u.a. die Ernährungs- und Inflationskrise, haben diese Situation verschärft und dadurch die Dringlichkeit der Partizipationsfrage erhöht. So verweist die Organisation Indigenous Peoples Development Services (IPDS) aus Bangladesch in einem Forschungsbericht vom August 2020 auf die allgemeine Besorgnis von indigenen Gemeinschaftsvertrer*innen und Gender-Aktivist*innen, dass seit langem bestehende Diskriminierungspraktiken hinsichtlich der indigenen Bevölkerung in Bangladesch wie Landenteignung, sexuelle Übergriffe oder prekäre Beschäftigung sich in der Corona-Zeit verstärken würden. Viele Arbeitsmigrant*innen weltweit wurden zudem von COVID-19-bezogenen Gesundheits- und sozialen Dienstleistungen ausgeschlossen sowie einer zunehmenden Stigmatisierung auf politischer Ebene ausgesetzt.
Seit September 2020 setzen die Vereinten Nationen den UN-Leitfaden zum Schutz und zur Förderung des zivilgesellschaftlichen Handlungsspielraums (Guidance Note on Protecting and Promoting Civic Space) um. Des Weiteren stehen Themen wie gesellschaftliche Emanzipation und politische Teilnahme auch durch aktuelle Entwicklungen, wie die wachsende Rolle von IT-Technologien im sozialen und politischen Leben, den Klimawandel oder die steigende Verflechtung in der Welt, vor neuen Herausforderungen. Im Dezember 2022 wurden die EU-Erklärung zu digitalen Rechten und Grundsätzen sowie das politische Programm „Digitale Dekade 2030“ angenommen. Somit verlangt die Problematik der Partizipation immer wieder neu und in ihrer Relation zum gesamtgesellschaftlichen Zusammenhalt aufgegriffen zu werden.
In einem Fachinterview erklärt in neuen WEITWINKEL Naum Butoto, wie seine Organisation Union des Groupes d’Etudes et d’Actions pour le développement de Fizi-Itombwe (UGEAFI) Partizipationsmechanismen für kongolesische Binnenvertriebene, burundische Flüchtlinge und die in Armut lebende ansässige Bevölkerung in der Provinz Süd-Kivu in der DR Kongo verankert hat. Christoph Trautvetter befasst sich mit ungerechten Steuersystemen in der Welt und wie sie die gerechte Teilhabe des Globalen Südens am Wohlstand verhindern/ermöglichen können. Katja Hujo beschreibt die negativen Auswirkungen der Ungleichheit auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Die Ausgabe ist online verfügbar und kostenlos bestellbar.